Team

Anna

Seit ich denken kann, bin ich eng mit Werder verbunden & der Verein ist ein großer Teil meines Lebens. 2021 erfüllte sich ein Herzenswunsch & ich erhielt eine Dauerkarte fürs Weserstadion.
Doch 2022 hat ME/CFS mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Vorhaben und Verabredungen sind nicht planbar.
Stadionbesuche kann ich nur kurzfristig entscheiden, da ich nie weiß, ob ich genug Kraft habe. Doch diese Dauerkarte ist mein symbolischer Anker niemals aufzugeben und ein Besuch in meinem Wohnzimmer heilt immer ein Stück in mir, auch wenn es Alles von mir abverlangt.

Charlotte

Ich bin Charlotte, 50 Jahre alt. Vor 34 Jahren war ich das erste Mal auf dem Betzenberg, danach habe ich sämtliche Pokalsiege, Meisterschaften, Ab- und Aufstiege live im Stadion erlebt. Ich war international dabei, hatte Auswärtsdauerkarten. Seit circa drei Jahren leide ich nach der zweiten Covid-19-Infektion an ME/CFS.
Nun ist alles anders. Meine Karten für das Pokalfinale musste ich abgeben. Sehr selten schaffe ich es außer Haus, meist muss ich mich danach tagelang ausruhen.

Fabian

Ich bin seit 2002 Fan vom FC Sankt Pauli und ehemaliger Mitarbeiter des Vereinsmuseums.
Ich war erst auf der Gegengerade und später auf der Südkurve. Früher habe ich kein Heim- und Auswärtsspiel verpasst und war oft bei Babelsberg, Werder und Marseille zu Gast.
2023 erkrankte ich an Covid-19. Heute bin ich mit ME/CFS zu 90% ans Bett gebunden und musste wieder zu meiner Familie ins Kinderzimmer ziehen. Spiele verfolge ich maximal im AFM-Radio – falls es überhaupt geht.

Isi

Fußball ist, seit ich denken kann, ein großer Teil meines Lebens.
Ich habe mit 4 meinen ersten Ball geschenkt bekommen und mit 6 Jahren angefangen, im Verein Fußball zu spielen.
Mit 16 war ich das erste mal im Millerntor-Stadion und habe mich in den Verein und die Stadt verliebt. Als ich 2019 nach Hamburg gezogen bin, konnte ich ab da an regelmäßig ins Stadion gehen.
Seit Ende 2022 bin ich jedoch durch meine ME/CFS-Erkrankung größtenteils hausgebunden. Ins Stadion gehen oder selber spielen ist für mich überhaupt nicht mehr möglich.

Josi

Ich bin Fan vom BVB seit ich 12 Jahre alt bin.
Am Anfang war ich nur selten im Stadion, aber im Studium bin ich dann regelmäßiger gegangen – meistens ins Westfalenstadion oder Müngersdorfer.
Nachdem ich 2022 an Long COVID & ME/CFS erkrankt bin, habe ich versucht weiter ins Stadion zu gehen. Bis die Crashs hinterher immer doller & länger wurden. Aktuell versuche ich 2x pro Saison ins Stadion zu gehen.
Den Rest der Spiele kann ich zum Glück am TV verfolgen. Allerdings eigentlich nie mit Freund:innen oder gar in einer Kneipe.

Julian N.

Seit ich denken kann, spiele ich Fussball und schaue mir Fussball an. Ich bin 2024 an Covid-19 und im Zuge dessen auch an ME/CFS erkrankt. Seitdem liege ich überwiegend im Bett, da mich selbst Sachen wie Duschen extrem erschöpfen.
Auch vermeintlich “einfache” Dinge wie kochen und spazieren gehen sind nicht mehr möglich, aber auch nahezu jeder andere Teil meines vorherigen Lebens ist mit der Krankheit weggebrochen. Mit ME/CFS ist es für mich schwierig meinen geliebten Lebensinhalt, den Fußball, nur noch per Ticker verfolgen zu können.

Julian W.

Ich bin 25 Jahre alt und seit April 2022 infolge von Covid-19 und einer weiteren Infektion an ME/CFS erkrankt. Ich habe eine Dauerkarte für die Nordkurve im Borussia-Park, die ich aber nicht mehr nutzen kann. Anfangs habe ich es noch versucht, allerdings wurden die Crashs in den folgenden Tagen immer schlimmer, sodass ich irgendwann die Entscheidung treffen musste, nicht mehr zu gehen, um Zustandsverschlechterungen zu vermeiden.
Zum Glück kann ich die Spiele noch am TV verfolgen, wobei ich das nicht zusammen mit Freunden machen kann, da meine Energieressourcen nur noch sehr bedingt für soziale Kontakte ausreichen.
Früher war ich wissenschaftliche Hilfskraft und habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert, was heute nur sehr stark reduziert möglich ist.

Karl

Als Kind wusste ich erst nicht so richtig wohin mit meinem Fußballinteresse. Zum Glück hat mich ein Freund dann zu Union mitgenommen. Die Stimmung im Stadion bei der Hymne insbesondere auf der Waldseite, das Gemeinschaftsgefühl bei den Gesängen, das alles sind nur noch ferne Erinnerungen.
Jetzt liege ich quasi 24/7 im Bett.
Immerhin kann ich manchmal Fußball gucken. Aber von meinem alten Leben ist fast nichts mehr übrig. Mit meiner Tochter auf den Spielplatz, Kochen, Arbeiten, Spaziergänge, Stadionbesuche… Alles utopisch und unendlich weit weg.

Lars

Ich war früher regelmäßig mit Werder auswärts unterwegs. Im März 2022 habe ich mich beim Spiel in Heidenheim mit Covid-19 infiziert und in der Folge Long COVID und die chronische Erkrankung POTS entwickelt.
Zwischenzeitlich war ich nahezu bettlägerig, mittlerweile geht es mir wieder besser. Durch POTS kann ich aber nicht mehr länger am Stück stehen und Reisen ist für mich sehr anstrengend. Ich schaffe es vereinzelt zu Heimspielen, aber das ist anstrengender als früher die längsten Wochenendticket-Touren, und selbst beim Amateurfußball bin ich auf einen Sitzplatz angewiesen.

Sonja

Sonja, 35, im richtigen Leben Sozialarbeiterin (Bachelorarbeit damals beim Fanprojekt geschrieben) in Osnabrück.
Bis das Post-Vac und ME/CFS mich erwischt haben, war ich regelmäßig beim VfL Osnabrück zu Heim-und Auswärtsspielen und Leistungssportlerin im Kraftdreikampf und Gewichtheben.
Geht seitdem alles nicht mehr. Inzwischen kann ich zumindest wieder als Trainerin für Kinder im Judo aktiv sein. Meine Dauerkarte verlängere ich trotzdem jedes Jahr, weil ich mir geschworen habe, so bald wie möglich an meinen Platz in der Ostkurve zurückzukehren.

Tim

In meiner Jugend habe ich aktiv im Verein gespielt. Anfangs noch Handball, später dann Fußball. Regelmässig zum FCZ (Zürich) ins Stadion hat es mich erst als Erwachsener gezogen. Dafür dann um so mehr, bis dem ein abruptes Ende gesetzt wurde durch einen Infekt. Ich bin zum Glück nur moderat betroffen, zumindest für kleine Ausflüge schaffe ich es noch vor die Tür. Trotzdem musste ich kurz nach meinem Auszug wieder bei meinen Eltern einziehen, wo ich seither auf der Couch liege und mein Studium bis auf unbestimmt pausieren muss.
Biomedizinische Forschung könnte uns Betroffenen unser Leben zurückgeben.